Lohn- und Mindestlohntarifvertrag gekündigt

Aktuelles zu den Tarifverhandlungen 2009

Die Bundestarifkommission des Gebäudereiniger-Handwerks hat am 27. Mai 2009 in Köln getagt und über die aktuelle Situation in der Branche beraten. Die Arbeitgeber hatten im Nachgang der vierten Tarifverhandlung am 19. Mai 2009 den vorgesehenen
fünften Verhandlungstermin (Montag, den 25. Mai 2009) abgesagt.

Die Bundestarifkommission hat beschlossen:
Die Forderungen für die Beschäftigten in der Gebäudereinigung bleiben unverändert
bestehen:
a) 8,7 Prozent mehr Einkommen für die gewerblichen Beschäftigten
b) stufenweise Angleichung Ost/West
c) Einführung eines Tarifvertrags zusätzliche Altersvorsorge
d) Tarifverträge Angestellte

1. Die Bundestarifkommission fordert den Bundesvorstand der IG Bauen-Agrar-Umwelt durch
Beschluss auf, den Lohn- wie auch den Mindestlohntarifvertrag fristgerecht zum 30. September 2009 zu kündigen.

2. Die IG BAU hat zwischenzeitlich entschieden, die zuvor genannten Tarifverträge zu kündigen; die Kündigungen werden am 28. Mai 2009 an den Bundesinnungsverband (BIV) für das Gebäudereiniger-Handwerk geschickt.

Quelle: www.igbau.de

Anmerkung:
Die Kündigung des Mindestlohntarifvertrages sowie des Lohntarifvertrages zum 30. September 2009 durch die IG BAU, ist heute beim Bundesinnungsverband eingegangen.

Der Bundesinnungsverband hatte am 19.05.2009 die Verhandlungen unterbrochen, nachdem für die gewerblich Beschäftigten eine Lohnerhöhung von 2,5 Prozent bei einer Laufzeit von 27 Monaten sowie zusätzlich einen Einstieg in die Angleichung der Ostlöhne an die Westlöhne angeboten wurde.

Ohne auf diese Angebote näher einzugehen, forderte die IG BAU als zwingende Voraussetzung für weitere Verhandlungen den bundesweiten Abschluss eines Entgelt- und Rahmentarifvertrages für die Angestellten im Gebäudereiniger-Handwerk.

Dieser Forderung kann der Bundesinnungsverband nicht entsprechen, da die Verhandlungshoheit für Angestellten-Tarifverträge satzungsgemäß bei den Innungen und Landesverbänden liegt, wie in vielen Wirtschaftsbereichen üblich.

Quelle: www.gebaeudereiniger.de

Persönliche Anmerkung:

Für mich ist das Verhalten der IG-Bau derzeit nur bedingt nachvollziehbar und stößt bei mir auf Unverständnis. Seit 2004 hat sich die IG-Bau für entsprechende Tarifverträge, für die Angestellten, recht wenig gekümmert und interessiert.

Die völlig überzogenen Forderungen für gewerbliche Arbeitnehmer, stehen in keinem Verhältnis zu der derzeitigen wirtschaftlichen Situation in Deutschland.

Die Gesamtforderungen der IG-Bau öffnet den schwarzen Schafen unserer Branche sämtliche Türen. Denn trotz Mindestlohn und Entsendegesetz wird in unserer Branche noch immer mit Dumpinglöhnen gearbeitet. Nur sieht das die IG-Bau anscheinend anders.

Die Erfüllung der Forderung der IG-Bau, würden in unserer Branche für massiven Stellenabbau sorgen. Unsere Kunden werden nicht bereit sein mehr zu bezahlen, sie werden es sich einfach nicht Leisten können, uns als Dienstleister zu beauftragen. Seit Jahren haben wir spürbare Rückgänge in den Reinigungsintervallen und dabei stetig steigende Quadratmeterleistungen. Das nennt man Kostenoptimierung, was auf den Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen wird.

Gute Leistung, muss gut bezahlt werden. Nur schafft man dies nicht, wenn man mit völlig überzogenen Lohn- und Tarifforderungen, in wirtschaftlich schlechten Zeiten, versucht, mit dem Kopf durch die Wand zu rennen.

Der Sinn und Zweck der IG-Bau Forderungen ist vielleicht zu verstehen, wenn man sich näher mit den Tarifverträgen der vergangenen Jahren beschäftigt. Mit seinen rund 800.000 Beschäftigten, das sind 2 Prozent aller Beschäftigten in Deutschland, ist das Gebäudereiniger-Handwerk das beschäftigungsstärkste Handwerk in Deutschland.

Jedoch sind die Arbeitnehmer nicht ganz so gut organisiert, wie zum Bespiel in anderen Branchen (IG-Metall). Ein rückläufiger Tarifabschluss im Jahr 2004 sorgte bei der IG-Bau für zusätzliche Mitgliederverluste aus der Gebäudereinigerbranche.

Im Jahr 2004 reduzierte sich damals der niedrigste Stundenlohn von 8,00 € vom 01.04.2004-31.12.2004 auf 7,68 €. Selbst eine Anhebung zum 01.01.2005 auf 7,87 € sorgte nicht gerade für begeisterte Reinigungskräfte.

Auslöser für die Reduzierung waren Tarifabschlüsse der IG-BAU mit der Zeitarbeit, bei dem die Löhne für Reinigungsarbeiten damals weit unter 8,00 € lagen und so die Gebäudereiniger nicht mehr Konkurrenzfähig waren.

Seit 01.01.2008 gilt nun ein Mindestlohn von 8,15 € (West) 6,58 € (Ost). Das heißt, durch das intelligente Verhandlungsgeschick der IG-Bau, schauten die Gebäudereiniger in den vergangenen vier Jahre in die Röhre und konnten von Tarifabschlüssen, wie in anderen Branchen, nur Träumen.

Jetzt haut die IG-Bau mal kräftig auf den Tisch und versucht in wirtschaftlich schlechten Zeiten alles aus den vergangenen Jahren wieder aufzuarbeiten. Da hören sich natürlich 8,7 % Lohnforderung richtig gut an und lockt vielleicht den einen oder anderen Arbeitnehmer in die Gewerkschaft.

Interessierten Gebäudereinigern kann ich jedoch nur dringend empfehlen, vorher nachzufragen und nachzurechnen, was unter dem Strich rauskommt, wenn man sich der IG-Bau anschließt.

Die derzeitigen Forderungen der IG-Bau sind unseriös und werden nachhaltig für einen massiven Stellenabbau in unserer Branche sorgen. Das ist Fakt.

Das Verhalten der IG-Bau passt nicht in die Zeit und diese Art von Mitgliederfang halte ich für mehr als bedenklich.