Das Tarif-Karussell dreht sich wieder

Am 04.04.2011 hat nun die IG Bau eine neue Tarifrunde für das Gebäudereiniger Handwerk eingeläutet. Dies ist angesichts der anstehenden Arbeitnehmerfreizügigkeit ab 1. Mai 2011 und den derzeit noch unklaren Ergebnissen daraus, mehr als schädlich. Es wird befürchtet, dass es durch die Arbeitnehmerfreizügigkeit in Deutschland, nun zu einen Zuzug von Arbeitskräften aus den restlichen EU-Ländern kommt, die einheimische Arbeitnehmer verdrängt werden und das Lohnniveau gedrückt wird.

Ein Entgegenwirken ist nur mit Mindestlöhnen im Rahmen des Arbeitnehmer-Entsendegesetze möglich. Fällt durch unsinnige und überzogene Tariferhöhungen der Mindestlohn, so ist mit einem Lohndumping zurechnen. Dabei jedoch nicht nur in der Gebäudereinigung, sondern auch in anderen Bereichen des sogenannten Niedriglohnsektors, wie zum Beispiel im Bereich der Zeitarbeit.

Zusätzlich erschwerend sehe ich generell ein Vertrauen zur IG-Bau. 2009, nach der Einigung im letzten Tarifkonflikt für das Gebäudereiniger-Handwerk, kündigte IG BAU-Bundesvorsitzende Klaus Wiesehügel an, dass im Januar 2010 Verhandlungen über Angestellten-Tarifverträge geführt werden.

Fazit nach über einem Jahr: Still ruht der See, darüber wird nicht mehr gesprochen, berichtet oder offen diskutiert. Es gibt auch weiterhin keinen Tarifvertrag für angestellte Techniker und Kaufleute im Gebäudereiniger Handwerk. Es verdienen heute schon Angestellte mit Personalverantwortung weniger, als Reinigungskräfte mit Qualifizierung.

Postwendend, zu den überzogenen Forderungen der IG-Bau, gab es gleich am 04.05.2011 eine Pressemeldung des Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks.“Tarifforderung der IG BAU völlig unrealistisch”, so der Titel.

Die Wahrheit wird zum Ende des Jahres 2011 wieder irgendwo in der Mitte liegen. Das kann man als Gebäudereiniger zumindest nur hoffen. Damit zum Jahresbeginn 2012 nicht das Chaos losgeht, bei dem sich dann alle Dienstleister wieder einmal gegenseitig wahnwitzige Dumpingpreise um die Ohren hauen.

Wie schon in den vergangenen Jahren, wird sich bei einem zu hohen Tarifabschluss der Kunde mehr als einmal überlegen, ob er noch alles gereinigt haben möchte. Zusätzlich werden die Leistungswerte von den Gebäudereinigern für die Reinigungskräfte angehoben, um marktfähige Angebote zu platzieren. Das heißt dann auch wieder mehr Arbeiten für etwas mehr Lohn.

Dies ist jedoch nur meine ganz persönliche Meinung zu dem Tariftheater. Jeder sollte sich dazu einfach sein eigenes Bild machen.


Hier zunächst die Meldung der IG Bau, vom 04.04.2011:
IG BAU fordert 60 Cent mehr Mindestlohn-West für Gebäudereiniger

© IG BAU
Frank Wynands
Berlin, 4. April 2011
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) fordert für die rund 870.000 Gebäudereiniger 60 Cent mehr Stundenlohn in der untersten Entgeltgruppe in Westdeutschland. Dieser ist gleichzeitig der Mindestlohn für die Beschäftigten in der Innenreinigung. Im Osten fordert die IG BAU ein Plus von 70 Cent. Das hat die Bundestarifkommission der IG BAU für die Tarifrunde 2011 im Gebäudereiniger-Handwerk beschlossen.
Für die Fachkräfte der Glas- und Fassadenreinigung soll der Lohn in den alten Bundesländern um 80 Cent steigen, im Osten um 90 Cent. Derzeit beträgt der Mindestlohn für die Innenreinigung im Westen 8,55 Euro und im Osten 7,00 Euro. Fachkräfte der Außenreinigung erhalten im Westen 11,33 Euro und im Osten 8,88 Euro. Zudem sollen die Ausbildungsvergütungen dem Westniveau angepasst werden. Die Tarifverträge sollen eine Laufzeit von zwölf Monaten haben.

Mit den unterschiedlichen Lohnschritten nähert sich die Bezahlung in Ost und West weiter an. Darüber hinaus muss jedoch auch ein Stufenplan für die künftige Angleichung der Ost- an die Westlöhne vereinbart werden. „Es muss klar werden, wann die Beschäftigten im Osten endlich für ihre Arbeit das Gleiche erhalten, wie ihre Kollegen im Westen“, sagte IG BAU-Bundesvorstand Frank Wynands.

Die gute Wirtschaftsentwicklung lässt auch die Gebäudereiniger-Branche wachsen. „Die Unternehmen der Gebäudereinigung profitieren von dem Aufschwung. Umsatz- und Beschäftigtenzahlen erreichen immer neue Rekordstände“, stellte Wynands fest. „Die Branche hat keine Probleme. Jetzt müssen die Arbeitgeber die Mitarbeiter an der guten Entwicklung beteiligen.“ Zudem brauchen gerade Geringverdiener einen Ausgleich für die Inflation. Die Teuerungsrate wird in diesem Jahr voraussichtlich mehr als zwei Prozent betragen.

Quelle: www.ig-bau.de

Es folgt die Pressemeldung des Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks, vom 04.04.2011

04.04.2011
Tarifforderung der IG BAU völlig unrealistisch – Forderung nach 10 Prozent Lohnerhöhung zurückgewiesen –

Als „völlig unrealistisch“ hat der Geschäftsführer des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) Johannes Bungart, die Forderungen der IG BAU für die nächste Tarifrunde zurückgewiesen. „Wer heute im Osten Lohnerhöhungen von zehn Prozent und mehr fordert, der zeigt damit nur, dass er die Wirklichkeit in den meisten Betrieben des Gebäudereiniger-Handwerks nicht kennt.“ (Bungart).

Die IG BAU fordert für die knapp 900.000 Beschäftigten der Branche Lohnerhöhungen von rund sieben Prozent im Westen sowie zehn Prozent im Osten. „Auch die IG BAU kennt die durchschnittliche Rendite von 2,8 Prozent in den Betrieben der Gebäudereinigung. Umso unverständlicher ist es, wenn dann solche Forderungen aufgestellt werden.“ (Bungart)

Bungart bekräftigte den Wunsch der Arbeitgeber, spätestens im zweiten Halbjahr 2011 zu einem Tarifabschluss zu kommen. „Der Mindestlohn für unsere Branche gilt nur bis zum 31.12.2011. Angesichts der Arbeitnehmerfreizügigkeit ab 1. Mai 2011 für die EU-Beitrittsländer müssen alle Beteiligten dafür sorgen, dass auch nach dem 1.1.2012 ein Mindestlohn für die Gebäudereinigung gilt.“ Sonst drohe ein Lohndumping ungeahnten Ausmaßes.

Für Rückfragen:
Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks
Geschäftsführer RA Johannes Bungart
Dottendorfer Str. 86, 53129 Bonn
Tel 0228-917750, Fax 0228-9177511
E-Mail presse@gebaeudereiniger.de

Quelle: www.gebaeudereiniger.de